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Passion zum Hören

Uraufführung zeitgenössischer Matthäuspassion mit Jazz-, Pop- und Klassik-Elementen

Matthäuspassion „Christi Kreuz vor Augen“

Die zeitgenössische Passionskomposition „Christi Kreuz vor Augen“ mit poppig-jazzigen Elementen wurde von Thomas Gabriel geschrieben, das Libretto stammt von Pfarrer Eugen Eckert

Fliegende Wechsel zwischen Orchester und Band sowie eine Frau als Evangelistin machen das Werk „Christi Kreuz vor Augen“ einzigartig. Am 2. April 2022 wird es in der Frankfurter Heiliggeistkirche uraufgeführt. Die Texte des Werkes stammen aus der Feder des hessen-nassauischen Pfarrers und Musikers Eugen Eckert.

Die dramatischen Ereignisse rund um die letzten Tage aus dem Leben Jesu haben seit Jahrhunderten viele Komponierende zu großen Werken inspiriert. Am Samstag, 4. April 2022, wird ab 20 Uhr das zeitgenössische Werk „Christi Kreuz vor Augen“ in der evangelischen Heiliggeistkirche in Frankfurt am Main uraufgeführt (Infos und weitere Termine: siehe Kasten unten). Der katholische Kirchenmusiker Thomas Gabriel hat das Werk komponiert, das Libretto auf der Grundlage des Matthäus-Evangeliums hat der hessen-nassauischen Pfarrer Eugen Eckert geschrieben. Dafür hat er eine intensive exegetische Vorarbeit geleistet sowie seine Gabe für poetische Gestaltung eingesetzt.

Passion steht in Zusammenhang mit dem eigenen Leben

Pfarrer Eckert erklärt, warum die vertonte biblische Geschichte aus dem Matthäus-Evangelium auch heute so bedeutsam ist: „Gerade heute gehört das Leiden zu den Erfahrungen in unserer Gesellschaft. Zum Beispiel sind viele junge Leute während der Corona-Zeit in ihren Zimmern vereinsamt. Das Passions-Werk zeigt: Gott steht solidarisch an deiner Seite, wenn du leidest.“ Die Passionsgeschichte stehe also in Zusammenhang mit dem eigenen Leben. Deshalb regt sie auch dazu an, sich den eigenen lieblosen und gewaltsamen Anteilen zu stellen und sich zu fragen: „Schaue ich heute weg, wenn Menschen benachteiligt werden?“ Damit wird auch die Frage nach Zivilcourage aufgegriffen.

Schließlich vermittelt der Text des letzten Chorals der neuen Matthäuspassion Hoffnung: „Christi Kreuz vor Augen steh´ ich überrascht, Licht blüht auf und Leben.“  

Klassik, Jazz und Pop zum großen Ganzen vereint

Das neu komponierte Werk greift auch jazzig-poppige Elemente auf, die vor allem durch eine Band mit E-Gitarre, Bass, Xylophon und Schlagzeug zu akustischem Leben erweckt werden. Die Musik lehnt sich aber vor allem an Johann Sebastian Bach an; das Orchester und die Choräle konzentrieren sich auf die klassischen Töne. Pfarrer Eckert hebt das Besondere hervor: „Es ist ein Crossover, ein fliegender Wechsel zwischen klassischem und jazzig-poppigem Musikstil.“

Eine Evangelistin als Symbol der Befreiungstheologie

Auch wenn sich Passions-Oratorien am biblischen Text der Evangelisten orientieren, zeigt das neue Werk durch Eugen Eckerts inhaltliche Gestaltung ein charakteristisches, inhaltliches Profil: Dazu gehört, dass in dieser Matthäuspassion eine Frau als Evangelistin durch das Passionsgeschehen führt. Hintergrund dafür ist, dass die theologische Forschung heute den Text des Evangeliums nicht einem einzelnen Verfasser zuschreibt, sondern dass er „in seiner uns überlieferten Gestalt von mehreren Männern und Frauen stammt, die in messianischen Gemeinden zusammenlebten“. Dabei verbeugt sich der Text vor der „Theologie der Befreiung“ genauso wie vor der mystischen Kreuzbetrachtung des Paul Gerhardt.

Auseinandersetzung mit einer „Theologie nach Ausschwitz“

Darüber hinaus knüpft der Text dieser Passion an jüdische Riten und historische Zusammenhänge der ersten beiden Jahrhunderte an. Zudem setzt sich das Werk mit einer „Theologie nach Ausschwitz“ auseinander. Denn ältere Passions-Oratorien haben oft unreflektiert den biblischen Text übernommen, wodurch den damaligen Juden eine falsche, schuldbeladene Rolle zugewiesen wurde. Pfarrer Eckert klärt auf: „Damals haben die Römer geherrscht und nur sie haben gekreuzigt.“ Deshalb sei es wichtig, zur problematischen Tradition neue Gegenbilder zu setzen, aus einer zeitgemäßen Perspektive die alten Inhalte im Stück zu kommentieren.

Spannung vor der Uraufführung

Die Matthäus-Passion von Eugen Eckert (Text) und Thomas Gabriel (Musik) ist seit 2020 fertig gestellt. Zwei Mal musste die Uraufführung aufgrund der Pandemie verschoben werden. Aber 2022 soll es soweit sein und Pfarrer Eckert ist gespannt: „Bei einer Uraufführung wird ein Musikstück zum ersten Mal auf dieser Erde aufgeführt. Wie es danach angenommen wird, ist offen.“

Aufführungstermine

Sa. 02.4.2022 um 20 Uhr in der evangelischen Heiliggeistkirche, Dominikanergasse 5, Frankfurt/M

So. 03.4.2022 um 16 Uhr in der katholischen Kirche St. Marien, Steinweg 25, 63500 Seligenstadt

Karfreitag, 15.4.22, um 19 Uhr im Dom zu Essen.

Karten für die Aufführungen

Die Frankfurter Erst-Aufführung erfolgt im Rahmen der Konzertreihe des „Kirchenmusikvereins Frankfurt/M e.V.“. Eine begrenzte Zahl von Karten kann wahrscheinlich an der Abendkasse erworben werden. kirchenmusikverein.kmv-frankfurt.de/kontakt.htm

Karten für die Aufführung in Seligenstadt können zum Preis von 25 Euro (erm. 15 Euro) unter info@klosterkonzerte-seligenstadt.de oder Telefonnummer 06182/25323 erworben werden.

Hygieneregelung

Für beide Aufführungen gilt die 2 G+ Regelung, eventuelle Lockerungen vorbehalten.

Hintergrund zur Matthäuspassion „Christi Kreuz vor Augen“

Der damalige Konstanzer Münsterchordirektor Steffen Schreyer hatte die Matthäuspassion in Auftrag gegeben. Komponist der 2020 entstandenen Passion ist der katholische A-Kirchenmusiker und Bach-Jazz Interpret Thomas Gabriel. Der evangelische Theologen Eugen Eckert hat das Libretto geschrieben. Pandemiebedingt musste die Uraufführung zweimal verschoben werden.

Durch den Stellenwechsel des künstlerischen Leiters, Professor Steffen Schreyer, werden die Uraufführungen nun vom Essener Domchor und seinen Solisten getragen, die dazu anreisen.

Für den Orchesterpart wurde die Main-Philharmonie gewonnen. Den Part der Band übernehmen Jan Masuhr (Gitarren), Andreas Büschelberger (E-Bass), Berchon Dias (Percussion), Simon Zimbardo (Drumset) und Thomas Gabriel selbst (Klavier).

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