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Herbstsynode im Dekanat Dreieich-Rodgau:

Pfarrstellen und Haushalt im Fokus

Die Delegierten wählten die Dreieicher Pfarrerin Ingeborg Verwiebe (3. von links) als Vertreterin ihrer Langener Kollegin Stefanie Keller in die Kirchensynode der EKHN. Die Mühlheimer Pfarrerin Annika Theophil (4. von links) entsandten sie in den Synodalen Ausschuss für Kirchenmusik. Es gratulieren (von links) Präses Dr. Michael Grevel, die stellvertretende Dekanin Birgit Schlegel und Dekan Steffen Held (rechts).

Die künftige Verteilung der Pfarrstellen in Kirchengemeinden und Dekanat sowie der aktuelle Haushaltsplan waren Schwerpunktthemen bei der Herbsttagung der zweiten Dreieich-Rodgauer Dekanatssynode. Unter der Leitung von Präses Dr. Michael Grevel tagten die 63 Delegierten in der Neu-Isenburger Johannesgemeinde.

 

„Wir brauchen die Kirche,“ machte Bürgermeister Gene Hagelstein bei seiner Begrüßungsansprache unmissverständlich klar. „Sie ist moralischer Anker, eine starke Stimme für den wertschätzenden Umgang der Menschen miteinander und somit gerade in der heutigen Zeit ein essentieller Bestandteil unserer Gesellschaft“, so der Rathauschef der Hugenottenstadt. „Neu-Isenburg würde ohne Migration nicht existieren“, erinnerte Hagelstein an die Geschichte der Stadt. Umso mehr schmerze es ihn, „dass derzeit ein Drittel der Bevölkerung unseres Landes die Grundwerte der Demokratie infrage stellt“. Hier bilde die Kirche als „ethisches Bollwerk“ ein wichtiges und notwendiges Gegengewicht.

Gottvertrauen und Leichtfüßigkeit

In seiner Andacht sprach Stephan Arras den Anwesenden Mut zu für die anstehenden Veränderungen. „Wir sind als Christen immer wieder aufgerufen, aufzubrechen und das Vertraute hinter uns zu lassen“, verwies der Propst für Starkenburg auf biblische Geschichten wie die Flucht der Israeliten aus der Gefangenschaft. „Die Verklärung der Vergangenheit bringt nichts“, sagte er und plädierte angesichts der Herausforderungen für „mehr Gottvertrauen und eine größere Leichtfüßigkeit auf dem Weg.“ Und er mahnte, die zunehmende Ökonomisierung enge die Spielräume des Glaubens ein. „Geld ist wichtig, es soll uns helfen, unsere Aufgaben zu erfüllen, aber es darf uns nicht bestimmen!“

Gute Grundversorgung gewährleisten

Ein wichtiger Tagesordnungspunkt war die künftige Verteilung der Pfarrstellen in der Region. Entsprechende Szenarien, die die Steuerungsgruppe EKHN2030 im Dekanat zur kommenden Pfarrstellenbemessung erarbeitet hatte, waren dem Gremium bereits bei der Frühjahrssynode vorgestellt worden und standen nun zur Entscheidung. Die, so Dekan Steffen Held, „wahrscheinlich größte Kürzungswelle in der Geschichte der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau“ ist die Konsequenz aus den zurückgehenden Mitgliedszahlen und des sinkenden Steueraufkommens wie auch der Tatsache, dass nicht alle Pfarrstellen besetzt werden können, weil es nicht mehr so viel Nachwuchs für den Pfarrberuf geben wird.

Das soll alles im Rahmen des Zukunftsprozesses EKHN2030 aufgefangen werden. Umso wichtiger ist es laut Held, „künftig enger in Nachbarschaftsräumen und Verkündigungsteams zusammenzuarbeiten, um weiterhin eine gute Grundversorgung mit vielfältigen seelsorgerlichen, geistlichen und anderen Angeboten zu gewährleisten und andererseits auch Spielräume für besondere und innovative Veranstaltungen zu ermöglichen“. Ziel des EKHN2030-Prozesses sei es gerade, „dass die Kirche auch bei zurückgehenden Mitteln vor Ort bei den Menschen sein kann“.

Weniger Pfarrstellen in der Region

In zwei Schritten werden die 28 Kirchengemeinden des Dekanats zwischen Langen und Seligenstadt bis 2030 ein gutes Viertel der Gemeindepfarrstellen verlieren. Das bedeutet eine Reduktion von derzeit 40 auf 29. Im gleichen Zeitraum müssen auch im Gemeindepädagogischen Dienst zwei Stellen (von 10,5 auf 8,5) eingespart werden – allerdings nur im Bereich der so genannten „Sollstellen“. Eigen- und drittmittelfinanzierte Stellen sind davon nicht betroffen. Auch bei den regionalen Pfarrstellen muss gespart werden – hier im Umfang einer ganzen Stelle. Keine Reduktionen stehen wiederum im Bereich der Kirchenmusik an. Held betonte, dass möglichst keine Stellen im laufenden Prozess wegfallen sollen, sondern anstehende Kürzungen weitgehend durch reguläre Ruhestandsversetzungen und Umstrukturierungen aufgefangen werden.

Während einer intensiven, stets fair und sachlich geführten Debatte kam immer wieder zur Sprache, dass die Arbeit der Pfarrerinnen und Pfarrer vor Ort die Basis der Gemeindearbeit darstellt. Schließlich entschieden die 63 Delegierten mit einer Mehrheit von 41 Stimmen gemäß den Vorgaben der EKHN eine Reduktion der Gemeindepfarrstellen um 25 Prozent innerhalb der kommenden fünf Jahre. Der Vorschlag, eine weitere halbe Pfarrstelle auf Gemeindeebene zugunsten einer halben Stelle für innovative Arbeit oder des Erhalts der Ökumene-Stelle zu reduzieren, fand entsprechend weniger Zuspruch. Auf regionaler Ebene werden zum 1. Januar 2030 jeweils die halbe Pfarrstelle für Alten- und Krankenseelsorge sowie für Ökumene wegfallen.

Sechs hauptamtliche Verkündigungsteams am Start

In einem weiteren Schritt nahmen die Synodalen einstimmig den Stellenplan der hauptamtlichen Verkündigungsteams an, die am 1. Januar 2025 ihre Arbeit in den sechs Nachbarschaftsräumen aufnehmen werden. Held erklärte, im Vorfeld seien intensive Gespräche geführt worden und bei der Planung habe der Dekanatssynodalvorstand großen Wert darauf gelegt, „die verschiedenen Professionen in allen sechs Nachbarschaftsräumen gleichmäßig und gerecht aufzuteilen“. Zum Jahresbeginn werden multiprofessionelle Teams aus Pfarrerinnen und Pfarrern sowie hauptberuflich Mitarbeitenden im gemeindepädagogischen Dienst und in der Kirchenmusik in den Nachbarschaftsräumen Dietzenbach-Heusenstamm, Dreieich-Neu-Isenburg, Hainburg-Klein-Auheim-Seligenstadt und Mainhausen-Steinheim (kurz: Mainperlen), Langen-Egelsbach, Mühlheim-Obertshausen sowie Rodgau-Rödermark noch enger als bisher berufs- und gemeindeübergreifend zusammenarbeiten.

Haushaltsplan verabschiedet

Anschließend verabschiedeten die Delegierten mit nur einer Enthaltung den Jahresetat 2024 des Dreieich-Rodgauer Kirchenkreises, der derzeit knapp 63.000 Mitglieder umfasst. Das angesetzte Gesamtvolumen des Dekanatsetats 2024 liegt ausgeglichen bei rund 26 Millionen Euro. Bei der Präsentation des Haushaltsplans hob DSV-Mitglied Rolf Müller hervor, dass davon mehr als 23 Millionen Euro oder fast 88 Prozent für den Betrieb der 18 evangelischen Kindertagesstätten in Rechtsträgerschaft des Dekanats vorgesehen sind.

Das Evangelische Dekanat Dreieich-Rodgau bietet seinen Kirchengemeinden seit mehr als sieben Jahren ein regionales, gemeindeübergreifendes Trägerkonzept (GüT) an. Damit werden etliche der Verwaltungsaufgaben, mit denen sich zuvor Kitas, Krippen und Kirchenvorstände befasst haben, auf Dekanatsebene gebündelt und an eine gemeinsame Geschäftsführung abgegeben – vor allem in den Bereichen Finanzen, Personalmanagement, Baufragen. Die konzeptionelle und religionspädagogische Arbeit verbleibt bei den Einrichtungen und in den Kirchengemeinden. Das Konzept hat sich bewährt, in Kürze werden zwei neue Kitas in Langen („Römerstraße“) und Neu-Isenburg („Margarete Müller“) hinzukommen. Mit rund 450 Mitarbeitenden zählt der Kirchenkreis zu den größeren Arbeitgebern in der Region.

Entsendung in EKHN-Synode und Kirchenmusik-Ausschuss

Auch Wahlen standen auf dem Programm:  Einstimmig beschlossen die Synodalen, die Dreieicher Pfarrerin Ingeborg Verwiebe als Stellvertreterin ihrer Langener Kollegin Stefanie Keller in die Kirchensynode der EKHN zu entsenden. Letztere war nach dem Weggang von Pfarrer Thomas Reitz in das Gremium nachgerückt, so dass eine Wahl der Stellvertretung notwendig wurde.

Ebenso einhellig wählten die Anwesenden die Mühlheimer Pfarrerin Annika Theophil in den Synodalen Ausschuss für Kirchenmusik. „Ich bin leidenschaftliche Hobbymusikerin und bringe dort gerne meine Kompetenzen ein“, freut sich die junge Seelsorgerin auf ihr neues Amt.


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